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Editorial
Gasolin 23 gibt es seit Ende 72, als eine interne Nullnummer erschien (vergriffen). Die eigentliche Veröffentlichung begann im April 73 mit der Nr.2 im Verlag Nova Press, Frankfurt/M.
Nr.3 erschien im September 74,
Nr.4 (Raymond Chandler Special) im Mai 76,
Nr.5 im September 77.
Die Auflage stieg von 1000 auf 2000. Von der Nr.2 existiert ein Nachdruck. Die Zeitschrift erscheint unregelmäßig, aber mindestens einmal pro Jahr.
Selbstdarstellung
Die ersten beiden Nummern wurden von Jürgen Ploog, Jörg Fauser & Carl Weissner herausgegeben. Ab Nr.3 sind Jürgen Ploog und Walter Hartmann die Herausgeber. Jörg Fauser & Carl Weissner sind seitdem ständige Mitarbeiter. Die Zeitschrift entstand zu einer Zeit, als allgemein vom Ende der Literatur die Rede war, womit nur das Ende einer bestimmten (herrschenden) Auffassung von Literatur gemeint sein konnte. Es galt, in dieser Situation einen Aufbruch sichtbar zu machen. Die Euphorie der 60er Jahre war abgerissen, & man stand mit seinen Bemühungen einige Zeit allein. Im Vorwort zur Nr.3 hiess es: "Gasolin ist nicht einfach eine Literaturzeitschrift - es ist DIE Literaturzeitschrift", was man heute nicht mehr sagen kann, seit es einige ebenbürtige Zeitschriften der Alternative gibt.
Der Aufbruch im Kulturellen übers rein Rhetorische hinaus zeigte sich uns in der Entwicklung von Beat-Literatur & weiterführenden experimentellen Techniken wie Cut-up, wo sich zeitgemässes Bewußtsein am direktesten & unverfälschtesten niederschlug. Deswegen sehen wir in Arbeiten von Burroughs, Kerouac, Ginsberg, Pélieu & Norse eine Art Leitmotiv. Entwicklungen auf besonderen Gebieten wie etwa dem Trivialen (Raymond Chandler Special) oder der Story (Charles Bukowski) zeichneten sich ab. Wir behandeln das nicht theoretisch, sondern belegen Einflüsse & Auseinandersetzungen durch eigene ästhetische Versuche oder auch Counterscripte.
Wir haben die Zeitschrift also erfunden, "um unabhängiges, nicht zensiertes Schreiben am Leben zu erhalten". Damit ist nicht etwa eine institutionelle Zensur gemeint (die es hier nicht gibt, sonst könnten wir zweifellos nicht veröffentlichen), sondern Zensur, die der etablierte Begriff von tradierter "Kultur" immanent ausübt. Oder wie es bei Matthyas Jenny heisst: "Alternativ sein heisst: gegen das sein, was uns als gegeben vorgemacht wird."
Autoren
Claude Pélieu, Carl Weissner, Charles Bukowski, Jack Kerouac, Harold Norse, Allen Ginsberg, Jörg Fauser, Jürgen Ploog, Wolf Wondratschek, Charles Plymell, Neal Cassady, Andy Warhol/ Truman Capote (Interview), Karl Kollmann, William S. Burroughs, Raymond Chandler, Klaus Bädekerl, Sam Shepard, Mary Beach, Jack Micheline, Matthyas Jenny, Ango Laina, Hans Kern.
Hauptsächlich Prosa.
Kritik
"Die Rede ist von Gasolin 23, der schlitzohrigsten, originellsten und sinnlichsten unter den schlitzohrigen, originellen und sinnlichen literarischen Zeitschriften in der Bundesrepublik. (...) Für Leser, die bei der Lektüre anderer Literaturzeitschriften einschlafen, ist Gasolin 23 ein wirksames Aufputschmittel."
___ Pardon Nr.4, April 1977
"Gasolin Nr.4 gibt einem das Gefühl, in einem alten Bogart-Film zu sitzen oder sich in jenem Hollywood/L.A. verirrt zu haben, das Raymond Chandler in seinen Kriminalromanen beschrieb."
___ Sounds Nr.9, September 1976
"Viele dieser Stories haben etwas vom Drive eines guten Rock-Albums."
___ U.M. Info Nr. 11/12, 1976
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