Im Januar 1995 kehre ich noch einmal in die Stadt an der Meeresenge zurück, die in der kalten Jahreszeit etwas von einem zugekniffenen Arsch hat. Es regnet so wie es Bowles am Anfang von So mag er fallen beschreibt.
Tanger ist eine enttäuschte Erwartung. Etwas sieht mich an, & es ist keineswegs Vergangenes wie etwa die Tatsache, dass Naked Lunch hier geschrieben wurde (obwohl der Gedanke daran einen Schatten auf meinen Blick wirft). Vielleicht ist es der Geist von Bowles. Vielleicht ist Tanger tatsächlich eine Erwartung, die ich im Kopf habe & die mit der realen Stadt nichts zu tun hat. Die reale Stadt ist nicht mehr als eine Attrappe, auf die vielleicht Touristen hereinfallen, die sich auf Stadtbilder einlassen, als hätten sie Seiten eines Katalogs vor sich.
Tanger ist eine Stadt ohne Gesicht, & wenn sie eins hat, zeigt sie es mir nicht.
Das neue Jahr beginnt mit Regen. Er fällt langsam aus einem windlosen, taubengrauen Himmel. Gelegentlich kann ich einen Blick aufs Meer erwischen, auf die Bucht vor den Hügeln. Es liegt da wie eine Silberplatte, auf der sich ein gelber Schimmer ausbreitet, messinghaft. Ich gehe ein Stück die schwach beleuchteten Strassen entlang. Auf einem Platz stehen verspätete Weihnachtsmänner (es ist Silvester). Die Berührungspunkte der Kulturen verschieben die gewohnten Zeitabläufe. In der einen sein & sich in einer anderen wiederfinden.