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WOZ Nr. 14/2013 vom 04. 04. 2013
Erotik sondergleichen
Von Florian Vetsch
Der in Frankfurt und Fort Lauderdale, Florida, lebende deutsche Autor Jürgen Ploog legt mit "Lustspuren. Oder die Exekution der Sinne" eine Sammlung erotischer Geschichten sondergleichen vor: "Plötzlich, als hätte ich ohne mein Wissen ein Aphrodisiakum geschluckt, spürte ich Lust. Abenteuerlust, Spiellust. Nervenlust."
Vor der LeserInnenschaft entfaltet der inzwischen 77-Jährige kaleidoskopisch eine Suite delikater Episoden, deren Subtext als gekonnte Antwort auf die literarischen Plattitüden der "Shades of Grey" oder den Hype um die "Feuchtgebiete" gelesen werden könnte. Ploog erweist sich als kundiger und stilsicherer Jünger des Marquis de Sade, wenn er die Grenzen der Lustzonen exploriert. Mit wenigen Strichen gelingt es ihm, in immer neuen Szenarien eine erotisch aufgeladene Atmosphäre zu kreieren und dennoch das Geschriebene in der Schwebe des Enigmatischen zu halten.
"Der Körper: ein Gefährt, der Zeit zu entkommen", heisst es einmal. Diese Bemerkung zeigt, dass Ploogs Erotika eines seiner Hauptthemen bespielen: Bewusstseinserweiterung. An ihr arbeitet Ploog seit Beginn seiner Autorschaft mittels der experimentellen Montagetechnik Cut-up. Der Burroughs-Übersetzer Carl Weissner hat Ploog wegen dessen schriftstellerischer Konsequenz einmal "den besten deutschen Cut-up-Autor" genannt.
Doch seit "Cola-Hinterland" (1969) und der berühmt-berüchtigten "Fickmaschine" (1970) sind Ploogs Schnitte sanfter, weicher, glatter geworden. Die neuen Geschichten lesen sich flüssig, wodurch dieser Autor für viele überhaupt erst lesbar geworden sein dürfte. Ploogs Universum, das aufgrund der Schnitttechnik besser ein "Multiversum" hiesse, erschliessen die "Lustspuren" allemal. Den Band, der die LeserInnenschaft mit einem weiblichen Androiden, der Gepardin Gilda und geheimnisvollen Frauen wie Kotzebue, Jojo oder Rosette mehr bekannt als vertraut werden lässt, machen die Zeichnungen des gelernten Grafikers und Expiloten Ploog zu einem wahren Bijou von Edition.
www.nzz.ch/aktuell/startseite/erotika-von-ploog-1.18057809
04. 04. 2013
Erotika von Ploog
ve. Der in Frankfurt und Fort Lauderdale lebende Autor Jürgen Ploog bringt eine Sammlung erotischer Geschichten heraus. "Lustspuren oder Die Exekution der Sinne" präsentiert eine Suite delikater Skizzen und Episoden, deren Subtext durchaus als gekonnte Antwort auf die literarischen Plattitüden der "Shades of Grey" gelesen werden könnte. Denn Jürgen Ploog erweist sich als versierter und stilsicherer Jünger des Marquis de Sade, wenn er die Grenzen der Lustzonen exploriert. Mit wenigen Strichen gelingt es ihm, in immer neuen Szenerien eine erotisch aufgeladene Atmosphäre zu schaffen und dennoch das Geschriebene in der Schwebe des Enigmatischen zu halten. "Der Körper: Ein Gefährt, der Zeit zu entkommen?", heisst es einmal. Diese Bemerkung schlägt Ploogs Erotika einem seiner Hauptthemen zu: der Bewusstseinserweiterung. Wege dazu testet Ploog seit Beginn seiner Autorschaft mittels experimenteller Cut-up-Montagetechnik. Der Burroughs-Übersetzer Carl Weissner nannte ihn einmal "den besten deutschen Cut-up-Autor". Doch seit "Cola-Hinterland" (1969) sind Ploogs Schnitte sanfter, weicher, glatter geworden. Die neuen Geschichten lesen sich flüssig, wodurch dieser Autor für viele überhaupt erst lesbar geworden sein dürfte. Als Einstieg in Ploogs Universum eignen sich die "Lustspuren" auf jeden Fall. Den bei Moloko-Print erschienenen Band gestalten die Zeichnungen des gelernten Grafikers und Ex-Piloten Ploog zudem zu einem wahren Bijou.
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