Es gibt hier sexuelle Riten, die nicht zu wiederholen, nicht für europäische Augen bestimmt sind. Nur so viel: dass es eine Sehnsucht nach dem ursprünglichen Zustand gibt, für den alles Zivilisierte, alles Humane ein Irrtum ist. Es ist der Augenblick, wenn der Pilot nach der Notlandung in der Sahara auf der Lauer liegt, Ausschau nach Tuareg hält, den blauen Reitern. In die Weite geworfen & der Bewegung beraubt, merkt er, was Reisen ist. Wohin er auch schaut: Leere. Er kennt den Zustand von seinen Nachtflügen, der ein vorrübergehender ist, wie alles. Hier nicht. Das Bild verändert sich nicht. Es klebt an der Stelle, es ist unauslöschlich in sein Gesichtsfeld eingeritzt. Geräusche gibt es nicht, nur ihre Echos, die langsam in den Zellen verhallen. Wenn Zeit reisst, dann sind es die entfernten Bilder, die schlagartig näherrücken...
Kleine Skorpione, halb Pflanze, halb Tier, die man abrichten kann. Wenn sie unbeweglich auf Lauer liegen, ähneln sie vertrockneten Wüstenblüten, dann, wenn ihr Opfer nah genug herangekommen ist, springen sie es an & erledigen es mit einem kurzen, schmerzlosen Stich.
Stimmen gebrochener Schatten, sie unterhalten sich mit ihm. Sie fragen ihn aus, sie fallen ihn an, sie machen sich lustig über ihn. Das spärliche Mondlicht hat die Färbung eines durchsichtigen Vorhangs, hinter dem die Gegenwart in der gedämpften Beleuchtung einer Bühne verschwindet. Zwischen den Kontinenten baumelt eine Leinwand schlaff im Wind. Mit stummen Blicken verfolgt er die Bahnen der Sternbilder über ihm. (Stumm? Nun, weil sie teilnahmslos, unbeteiligt sind.)
Es gibt Frauen, die nur in den abgedunkelten Nischen der Bühne auftauchen, flüchtige Wesen, die nicht selten Opfer von Raubzügen der Missgeleiteten sind, die sich in biologischer Zeit bewegen.
Er will ein Lagerfeuer machen, aber er weiss nicht wie, vor allem nicht, womit. Sand rinnt ihm durch die Finger. Wenn er scheissen muss, dann wischt er sich den Hintern mit Sand ab. Sand ist alles hier. Sand ist Hitze & Sand ist Kälte. Sand ist Durst & Sand ist Wind, der die Haut mit kleinen Schnitten ritzt. Sand ist eine lüsterne Stimme. Sand ist der Alptraum, in dem er in einen Spiegel schaut & einen Beduinen sieht...

"Es ist nicht die Kälte, es ist etwas anderes. Es ist das Ende" (Saint Exupéry).