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Was passiert, wenn (im Kopf) Schnittstellen 2 oder mehrerer beliebig zusammengefügter Textstellen aneinanderstossen? Burroughs sagt, dadurch werden konditionell entstandene Assoziationsketten unterbrochen. Es werden sich Wortkombinationen ergeben, die nicht ins semantische Schema passen wie: "Die leeren Hände der Abwesenheit...die Nervensplitter von 5 Schüssen in der rot angelaufenen Nacht von Newport...die Schlüssel zu seinem Namen hinter dem Staub in seiner Kehle...giftiges Puder über Erinnerungen zerstäubt..." (Claude Pélieu). Der Autor/Leser hat ein Sprungbrett in einen nicht-semantischen Raum gefunden. Mehr noch: er wird ausserhalb der semantischen, chronologischen, assoziativen, memorativen Bahnen finden/lesen, was ihm unbewusst auf der Zunge liegt. Mit anderen Worten: durch die Schnittstellen spricht ein Drittes, das vielleicht die eigentliche Stimme des Schreibenden ist.
Schreiben aus der Erinnerung, schreiben mit dem Ziel, ein Handlungsmuster zu entwickeln, ist entweder Reproduktion oder Konstruktion.
Cut-ups sind Entwürfe.
Das Imaginative ist weder in seiner Entstehungsweise noch in seiner Wirkung ganz zu bestimmen. Ich zögere nicht, dieses Element magisch zu nennen, auch wenn das "Magische" längst aus dem aufgeklärt-materialistischen Bewusstsein gefallen ist, das in der gegenwärtigen kulturellen Arena den Ton angibt.
Eins der Gesetze des magischen Universums ist, dass nichts ohne Wille oder Absicht geschieht, so dass die Ausrede des Zufalls dort nicht besteht. Hat nicht Flusser gesagt, dass Absicht die "unwahrscheinliche Beschleunigung des Zufalls" ist? Durch den Schnitt entstehen Lücken des konstruierten Zufalls (räumlich dort, wo Wörter wie Bausteine unwahrscheinlicher Modelle herumliegen), die der Absicht eine Chance bieten, in den Raum der Wahrnehmung zu treten. (Vgl. Strassen des Zufalls & Nagual-Kunst.)
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