Das Wort transformieren... Gottfried Benn hat ein Wort gesucht, das er in seinem Statement SCHÖPFERISCHE KONFESSION das südliche Wort nannte, "das Wort ohne jede Rücksicht auf seinen beschreibenden Charakter".
In seinem Landsberger Fragment von 1944 hat er entscheidende Schritte in Richtung auf eine Prosa getan, die sich den Ambivalenzen der Zeit stellt, in "Formzerstörungen bis zum bizarren Spiel mit Worten" & durch "punktuelle Perspektiven" & "reine Projektion", wie er formulierte. "Wo dieser Zugehörige Ausdrucksmittel findet, spricht aus ihm der Schnittpunkt von deszendentem Prozess und schweigendem, aber immer gegenwärtigem Keim..." Auch: "Existentiell - das ist der Todesstoss für den Roman. Warum Gedanken in jemanden hineinkneten, in eine Figur, in Gestalten, wenn es Gestalten nicht mehr gibt?"

In Europa hat es immer wieder Versuche gegeben, das Wort aus der programmatischen Linearität zu lösen, in dem es seit der Erfindung des Buchdrucks & den Jahrhunderten des aristotelischen Zählens & Erzählens gefangen ist. Dadaisten, Expressionisten, Surrealisten, Lettristen... Tristan Tzara hat Worte aus einem Zylinder geholt & sie zu Gedichten zusammengefügt. Breton & Soupault haben es mit traumhaftem Schreiben versucht. Guy Debord wollte ein anderes Sehen, das den Dingen, nach dem Zerbrechen der alten Syntax, einen zweiten Sinn geben würde. Dinge würde nicht mehr als Dinge erlebt, sondern als Möglichkeiten, als Bestandteile von etwas, das er "konstruierte Situationen" nannte (zitiert nach Greil Marcus).
/& in der Öde des Nachkriegs Rolf Dieter Brinkmann: "Die fragmentarische Form, die ich verschiedentlich benutzt habe, ist für mich eine Möglichkeit gewesen, dem Zwang, jede Einzelheit, jedes Wort, jeden Satz, hintereinander zu lesen, und damit auch logische Abfolgen zu machen, wenigstens für einen Moment nicht zu folgen. Eine andere Möglichkeit sind die unverbundenen Vorstellungen, von einem Satz oder einem Satzteil zum nächsten jeweils ein anderes Bild zu bringen. Ist das neu? Nein, alles ist doch da! Diese springende Form, mit den Zwischenräumen, die vorhanden sind, Gedankensprünge, Abbrüche, Risse, und neu ansetzen, nach dem zuletzt Geschriebenen, hat mir jedenfalls die Gelegenheit mehrerer Abflüge gegeben..."

Die Ruinen der Beschreibungsrealität (das flächenlose Universum der Texte) verlassen. Wortlinien mit den Fingerspitzen betasten. Die Begriffe aus ihrer Reihenfolge lösen. Mit ihnen spielen (wie Flusser sagt), "um herauszufinden, was man aus den sich anbietenden Möglichkeiten kombinieren könnte." Eintauchen in das dimensionslose Univerum der Quanten.
Zeit & Raum, die sich in telematischer Perspektive verschieben. Zeit beschleunigt sich oder bleibt stehen, ihre Partikel zerstreuen sich & fügen sich zu spontanen Gebilden zusammen, die weder zeit- noch räumlich sind, sondern künstlich.
Also ein imaginäres Ego auf Reise schicken, eine Reise, die den Masstäben des Bewegten unterliegt, eine Reise vom Rhythmus der Geschwindigkeit bestimmt, der filmisch ist. Raum schwindet...Raum aus nicht-simultanen Stücken geschnitten, in denen sich Vergangenes & Zukünftiges ohne Übergang ineinanderschieben.