DAS MÖRDERISCHE LEBEN AUF ZELLULOID

Im Alter wird der Regisseur seiner Geliebten nicht mehr Herr. Sein Bruder bietet ihm bittere Hilfe an. Er wird aus der Mafia ausgeschlossen & durchsucht das Haus seiner "Familie". Als Spötter ist er mit solchen Methoden vertraut. Er nimmt die Liebe der ermordeten Dolores billigend hin, obwohl er ihr durch Schuldgefühle ein Leben lang verpflichtet ist. Eine Schleifspur allernormalster Resignation entsteht. Filme werden zum Schrecken der Gesellschaft. In einem Atemzug fällt der Besucher von Sarkasmus in Depression. Verzweiflung schimmert durch das Wunder der Moral. Das Gute wird durch die Hochzeit verdrängt, wobei das Böse am Ende alle Figuren ungeschoren davonkommen lässt.
Der jüdische Film wird den Holocaust überleben.
Die Ehe des Regisseurs ist längst auf dem Wellenkamm der Anerkennung zerbröckelt. Mangelndes Karrierebewusstsein & gesellschaftliche Gefühlskälte sind die Vorwürfe. Der Regisseur gibt der kinobesessenen Geliebten den Laufpass, einem Partygirl mit gefährlicher Reputation. Doch die Ehefrau lässt auch nach einer Schamfrist bohrender Skrupel nicht locker. Wieder greift der Regisseur in seiner unmittelbaren Umgebung zum Mittel der Montage, die Nahtstellen der Hoffnung abtastend. Er verfällt dem Verbrechen des Gerechten.

Ich flüchte nicht in den Film, überlasse mich aber seinen Bedingungen. Ich jage keinen Bildern nach, sie finden mich. Ich versuche mich dem Verdikt des Flüchtigen zu stellen, dieser Megaprojektion, die tagtäglich den Planeten überzieht, die nicht etwa Hingebung ans Visuelle ist, sondern ein Code der Wahrnehmung, der Mythisches einbezieht & magischen Spielraum zurückgewinnt. Benn spricht von der "südlichen Zermalmung" & Flusser von der "programmierenden Einbildung". Es geht um virtuelle Zustände, um ungesehene Landschaften & projizierte Beziehungen, in denen sich der Sprung aus der Linearität vollzieht.
In diesem Orkan sich überstürzender Bilder (die Erfahrung eines Raums, in dem es keine Entfernung gibt) sucht das imaginäre Ego einen Punkt der Stille, der ihm etwas von seinem Selbstgefühl zurückgibt, die Identität eines Fremden, die es wie die Projektion eines anderen empfindet. Der Blick hat sich verschoben, es ist, als sei dieser Reisende den Bildern immer einigen Augenblicken voraus, so dass sie im Moment ihres Auftauchens den Anschein von Rückblicken haben.
Wohin von hier? Etwas in diesem Reisenden hat sich in ein metabolische Fahrzeug verwandelt...er hastet, er ist ausser Atem. Er hat den Raum des Linearen verlassen, er hat den Ort gefunden, wo alle Reisen enden, den Raum hinter dem Bildschirm...
Ich zerschneide also eine Textseite & sehe, welche Schnittstellen mir dieser Akt der Dislokation gebracht hat.