Nein, ich kann nicht zurückkehren zu den ersten Schritten, die ich ins Territorium der Worte unternahm.
Ich schaue nicht zurück, ich spreche nur davon, wo ich jetzt gerade bin. Ich habe mich dem alchimistischen Weg verschrieben, von dem Artaud sagt, er sei an eine gewisse Zahl von Grundlagen gebunden, die vielleicht die Menge des vorgegebenen Sprachmaterials aller schriftlichen Äusserungen ist.
Realiter war der Alchimist auf Überwindung der Materie aus, parallel dazu wird ein Teil meiner Bemühungen darauf hinauslaufen, sprachliche Festlegungen hinter mir zu lassen. Sprache zerreissen, Sprache zerschneiden, um den Raum hinter den Worten zu erreichen, eine andere Realität, die aus absichtlich hergestellten, unwahrscheinlichen Zufällen entsteht.

Arbeit als Schreiber ist nichts anderes als Forschungsarbeit. Meine Texte sind Forschungsberichte über das, was mir auf dem Weg über die Matrix der Worte widerfährt. Ich forsche, & das setzt Experimente voraus. Experimente sind Versuchsanordnungen, um die erprobten Kategorien durch "Zufälle" zu erweitern.
Ein wichtiges Element dieser Arbeit ist Bewegung, nicht geografische, sondern physiologische...Bewegung, die eine Erweiterung der Sinne bewirkt, dieses wenig beachtete & von bedingten Reflexen beherrschte Feld der Wahrnehmung.
Wer wissen will, was Wahrnehmung ist, der frage sich...jede auch noch so handfest wiedergegebene Realität ist imaginativ, nur ein möglicher Ausschnitt, während die Wahrnehmungen, in denen sie sich darstellt & auflöst, es nicht sind.

Hier ein Zitat aus Coca-Cola-Hinterland (1969), einem Protokoll meiner frühen Ausflüge in die Gefilde einer nicht-linearen, trans-syntaktischen Schreibweise:
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Warmer Geruch von Rauch klar & kalt. Weisse Seidenfarbe an Wintermorgen. Schatten der Bäume blau. Das Gesicht einer Blonden. Flämische Malerei. Durchsichtiges körperloses Grün. Körperlose Wesen neben mir vorm Grau des Strassenpflasters in abgelegener Gegend. Vom Schirokko triefende Schatten auf dem Meer dunkel über fahlem Weiss von Felsen. Vögel im Todeskampf hinter waldigen Höhen auf der roten Erde. Landschaft aus Gipswolken klar & kalt. Wind regte sich wie das Gesicht der Blonden. `Durchsichtiges körperloses rötliches kupferfarbenes rätselhaftes Leben', sagte Henry Penny verlegen. Sagte er abends beim Betrachten eines Flusses. Saphirblaues Meer verschlafen malvenfarbene Wolken. Nichts passiert. Mond kurz vor Sonnenuntergang. Alarme. Vor uns drehen 4 Stürme auf dem Superradarschirm. Regen wie Bleistiftstriche.
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Der Schnitt durch das eindimensionale Sprachgefüge zerlegt es - wahllos - in seine Bestandteile. Dieser Vorgang bewirkt natürlich einen radikalen Sinnentzug. Die Wörter fallen aus ihrem Zusammenhang & gehen beliebige Verbindungen mit anderen Wörtern ein. 2 oder mehrere Texte, die semantisch nichts miteinander zu tun haben, stossen so aneinander.
Wenn ich "beliebig" sage, dann stellt sich sofort die Frage: Wie beliebig ist beliebig? Ist es Zufall, dass ich diese oder jene Seite aufgreife, um sie zur Materialvorlage zu machen? Wenn nichts Zufall ist, dann ist klar, dass in dieser scheinbar zufälligen Auswahl des Materials bereits eine unbewusste Vorstrukturierung stattfindet.